Gebundene Freiheit
Freiheit ist so rätselhaft.
Sie ist mir das höchste Gut.
Und deine Freiheit hoch zu schätzen,
meine erste Pflicht.
Doch mein Herz,
dies ungezogene Ding,
lacht darüber.
Es bindet mich an dich,
bedingungslos.
Schlimm genug,
doch nun will es dich auch binden
an mich,
an Lust und Liebe.
Ersehnte Fesseln?
Wie verkehrt die Welt doch ist!
Doch mein Herz,
es lacht sich krumm und ruft,
dass so die wahre Freiheit aussieht,
der wahre Reichtum
und das Glück.
Ich weiß nicht recht
und warte ab.
Kommt Zeit,
kommt die Befreiungsnacht,
in welcher Form auch immer.
* * * * * * *
Der Wunsch
Da war er,
dieser einzige und größte Wunsch,
Jahre lang,
Jahrzehnte lang.
Nur dieser war mir wichtig
als mein Ziel und Streben.
Alles Weitere kam erst danach.
Es war dies, was mir das Höchste schien:
die Freiheit, Unabhängigkeit.
Frei sein von Pflichten, von Terminen,
von ungeliebten Tätigkeiten,
frei sein von allem und von allen.
Wäre das erreicht,
so wäre auch mein Glück perfekt.
Nichts könnte mich noch traurig stimmen.
Und nun –
wer hätte es geglaubt? –
erscheint der Wunsch so unbedeutend,
so klein
und weit entfernt vom Glück.
Denn wahres Glück,
das freudvolle Erstaunen
entdecke ich bereits in meinem Leben.
Und es kann wachsen,
kann mir Tiefe bringen, Weite, Höhe.
Es kann mir Ruhe bringen,
Frieden.
Ich finde es
und ernte es
und träume es
und trage es
ganz tief in mir.
Es ist dein Blick,
dein Lächeln.
* * * * * * *
Berührung
Ich habe deine Hand berührt,
zwei Mal,
wie nebenbei
und doch so ganz bewusst.
Du hast damit mein Herz bewegt.
Ohne zu wissen,
wie machtvoll die Berührung wirkt,
hast du mich verwandelt.
„Wer hat mich berührt?“
sprach einer
und heilte
und erhob die kranke Frau.
Ich habe deine Hand berührt
wissend,
dass ich dir nun ergeben bin
mit Haut und Haar.
Das macht mich heil und frei.
* * * * * * *
Das Netz
Da ist ein großes Netz
in dieser Welt.
Es verbindet uns.
Wir alle zappeln darin,
wir alle sind darin aufgefangen.
Da ist ein großes Netz,
das uns zwei verbindet,
ganz unerwartet.
Ich hantle mich der Schnur entlang
und lass mich an dich binden,
enger, fester,
um uns herum die anderen Zappelnden.
Du schaust mich an.
Ich schau dich an.
Wir vergessen all die anderen
und zappeln nur für uns
in diesem Netz,
das uns trägt und schützt und fängt.
Ob Netz,
ob freier Fall,
ob Irrweg oder Wüste,
wichtig ist nur,
dass du an mich gebunden bist
und ich an dich
durch Fesseln,
so hell wie Licht,
so schön wie Diamanten,
Fesseln der Liebe,
Fesseln,
die Ewigkeit erschließen.
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DER ANDERE ZAUBER
Ja, so war ich:
fliegen konnte ich und zaubern.
Ich konnte die Gestalt verändern,
konnte Hund sein oder Katze,
Vogel war ich oder Schlange.
Ich durchstreifte nachts die Wälder
im wilden Flug
und schwebte friedlich über Wiesen
als wunderschöner Nebel.
Dann
landete ich
in den Seen deiner Seele,
in deinen Augen.
Und du banntest mich mit deinem Blick.
Die Weiten möchte ich tauschen,
die Wälder und Wiesen im Flug.
Ich tausche meine Zauberkraft
und Freiheit,
nur um in deinen Armen
sanft zu ruhen,
nur, um deinen Kuss zu kosten.
Du allein bist mir das Ziel.
Und all die Kraft des Zaubers,
der Verwandlung und des Fliegens
wird zu Licht und Wärme,
wird zu Liebe,
die von uns ausströmt
in die Welt.
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Ich bin frei
zu lieben wen ich will:
ihn, den ich begehre.
Ich bin frei,
zu ersehnen, was ich will:
seine Liebe.
Ich bin frei,
zu erträumen was ich will:
unser beider Liebe zu einander.
Ich bin frei,
zu hoffen was ich will:
den Weg nun gemeinsam
zu beschreiten.
Ich bin frei,
zu erwarten was ich will:
dass all das wahr wird,
und zwar bald.
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Ver – ändern
Der große Wunsch, sich zu verändern
beflügelt manchmal, öffnet den Blick für Neues.
Da sieht man neue Menschen vor sich,
neue Aufgaben, ein neues Umfeld, neue Gefühle.
Der Wunsch, sich zu verändern
löst manchmal Krusten auf.
Alte Muster werden hinterfragt,
Einsamkeit mitten unter Leuten erkannt
und dann vielleicht auch überwunden.
Das Ich kriecht aus dem Schneckenhaus
‚Gewohnheit’ hervor.
Das Bedürfnis sich zu ändern
entspringt wohl einer Regung -
gleich dem Sonnenstrahl,
der durch Ritzen dringt –
die eigene Tiefe wahrzunehmen,
die eigene Schönheit und Verletzlichkeit.
Und das gelingt mitunter
inmitten des gewachsenen Schatzes Vertrautheit.
Inmitten von Alltäglichkeit
kann sich der Blick verändern,
wenn Herz, Geist und Augen
dem Lichtstrahl folgen.